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Würmer beim Hund

Obwohl die Pharmaindustrie in den letzten Jahren und Jahrzehnten eine breite Palette von gut wirksamen Arzneimitteln gegen Würmer entwickelt und die Verträglichkeit der Präparate stetig verbessert hat, ist es auch heutzutage immer noch nicht möglich, seinen Hund völlig wurmfrei zu halten. Dies wäre sicherlich aus hygienischen Gründen sowohl zum Wohle des Hundes als auch zum Schutz des Menschen – vor allem von Kindern – erstrebenswert, bleibt aber letztendlich aus Gründen der Biologie der Würmer illusorisch. Nichtsdestotrotz helfen Kenntnisse über die Infektionsquellen sowie die Entwicklungsbiologie der Würmer sehr weitreichend, die für Hund und Halter durch Würmer lauernden Gefahren weitestgehend einzudämmen.

Die bei Hunden vorkommenden Würmer lassen sich aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes in folgende Kategorien einteilen:

- Nematoden = Fadenwürmer
- Zestoden = Bandwürmer

Die Vermehrung aller Würmer geschieht über die Bildung von Wurmeiern und Larven, aus denen letztendlich wiederum ein Wurm hervorgeht. Im folgenden werden die häufigsten und wichtigsten Würmer des Hundes unter besonderer Berücksichtigung der Biologie der Würmer, der Symptomatik beim Hund sowie der Gefahr für den Menschen beschrieben.

Nematoden

Die am häufigsten vorkommenden Fadenwürmer des Hundes – insbesondere der Welpen – sind die Spulwürmer, auch Ascariden (Toxocara canis) genannt. Dabei handelt es sich um spagettiförmige Würmer, die je nach Wurmgeschlecht und Entwicklungsstadium von wenigen Zentimetern bis hin zu 10 cm Länge aufweisen können. Die Infektion eines Hundes mit diesem Parasit geschieht entweder:

1. durch die Aufnahme von infektionsfähigen Wurmlarven, die sich innerhalb weniger Tage aus Wurmeiern im Hundekot eines verwurmten Hundes entwickeln oder

2. durch das Fressen von Mäusen, bei denen sich Larven in der Muskulatur ablagern, die nach Aufnahme und Verdauung durch den Hund wiederum freigesetzt werden oder

3. durch die pränatale Infektion – der häufigste Infektionsweg: Inaktive Spulwurmlarven können über lange Zeit (mehr als ein Jahr) in der Muskulatur einer Hündin liegen bleiben. Im Falle einer Trächtigkeit der Hündin werden diese Spulwurmlarven durch Hormone aktiviert und wandern über die Plazenta in die Lebern und Lungen der Föten. Beim neugeborenen Welpen entwickeln sich diese Larvenstadien weiter und werden allmählich hochgehustet und abgeschluckt, wo sie wiederum „ihr Ziel“ erreicht haben, nämlich den Darmkanal, in dem sie sich zu ausgereiften (= adulten) Spulwürmern entwickeln.

4. außerdem ist die galaktogene Infektion häufig, d.h. die Larven, die im Milchdrüsengewebe des Muttertieres liegen und in der Säugephase durch Hormone aktiviert werden, gelangen mit der Muttermilch in die Hundewelpen, wo sie ebenfalls im Darmkanal zu adulten Würmern ausreifen.

Die aufgezeigten Infektionswege machen deutlich, daß nur der adulte Spulwurm im Darmkanal des Hundes lebt, wo er Eier produziert, welche mit dem Kot ausgeschieden werden, wodurch wiederum andere Hunde infiziert werden können. Einmal aufgenommene Spulwurmlarven aus Hundekot, Mäusen und Muttermilch hingegen verbleiben nicht im Darmkanal, sondern machen im Falle des Hundespulwurms Toxocara canis eine Körperwanderung durch. Dabei dringen die Larven durch die Darmwand hindurch und gelangen – besonders bei der Erstinfektion von Welpen, da keine immunologischen Barrieren bestehen – via Lymph- und Blutadern über die Leber zur Lunge bzw.- besonders bei erwachsenen Hunden – erneut über den Blutweg in den Körperkreislauf und damit in die Muskulatur und in die Milchdrüsen des Wirtstieres. In der Lunge des Welpen finden weitere Reifungsprozesse dieser Larven statt, wonach sie über die Luftröhre durch Husten sowie anschließend über die Speiseröhre durch Abschlucken erneut in den Darm gelangen. Die insgesamt ca. 30 Tage dauernde Körperpassage ist damit abgeschlossen.

Aus oben Gesagtem wird deutlich, wie wichtig eine regelmäßige Entwurmung erwachsener Hunde und erst recht der Welpen ist, bei denen man im Alter ab drei Wochen mit dem Abschluß einer solchen Körperpassage der Spulwurmlarven und somit mit der Entwicklung adulter Würmer rechnen muß. Eine Entwurmung mit dem adäquaten Wurmmittel kann nur die adulten Würmer abtöten, nicht jedoch in ausreichendem Maße die verschiedenen Larvenstadien erreichen. Aus diesem Grund reicht eine einmalige Behandlung gegen Spulwürmer grundsätzlich nicht aus, sondern unter Berücksichtigung der die Körperpassage beendenden und in den Darm zurückwandernden Larven respektive Spulwürmer muß in regelmäßigen Abständen von einer Woche mindestens dreimal entwurmt werden.
Sollte eine rechtzeitige Entwurmung nicht durchgeführt werden, ist mit folgenden Symptomen zu rechnen: Der Welpe zeigt zunehmend struppiges Fell, Husten, Erbrechen nach Fütterung, einen aufgetriebenen Bauch – „Wurmbauch“ -, schleimig-weichen Kot bis Durchfall oder Kotverstopfung durch Spulwurmknäule im Darm. Bei hochgradigem Wurmbefall droht - bedingt durch das Saugen von Blut durch die Würmer an den Blutgefäßen im Darmbereich - eine Blutarmut des Welpen mit Apathie, Futterverweigerung, Abmagerung sowie schlimmstenfalls Schock und Tod. Der erwachsene Hund, der in der Regel als Welpe eine Erstinfektion erfahren und dadurch sein Immunsystem aktiviert hat, bleibt in der Regel ohne Symptome. Dies birgt jedoch die durch den Hundehalter ungeahnte Gefahr der weiteren Spulwurmverbreitung durch die Ausscheidung der Wurmeier.

Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, daß eine Ascaridose – also der Spulwurmbefall – eine Zoonose ist, d.h. eine auch auf den Menschen übertragbare Erkrankung: Werden nämlich Menschen – vor allem Kinder – durch engen Kontakt mit dem Hund infiziert, findet eine solche Körperwanderung entsprechender Larvenstadien von Toxocara canis beim Menschen ebenfalls statt. Hierbei kommt es zur Verbreitung der Larven durch die Organe des menschlichen Körpers, ohne daß eine weitere Entwicklung der Larven eintritt, d.h. eine komplette Passage bis hin zum Auswandern wiederum in den Darm findet aufgrund der Tatsache, daß der Mensch ein Fehlwirt ist, nicht statt. Die auch als Eingeweidewanderlarven bezeichneten Larven können jedoch beim Menschen zu Veränderungen des Blutbildes (Eosinophilie), zu Leber-, Lungen- und Gehirnsymptomen führen sowie zu Schädigungen der Netzhaut des Auges.

Die zu den Fadenwürmern zählenden Peitschenwürmer (Trichuris vulpis) zeichnen sich durch ein fadenförmiges Vorderende und ein verdicktes Hinterende aus, die zusammen eine Gesamtlänge des Wurmes von etwa 7,5 cm ergeben. Die auch bei Füchsen anzutreffenden Würmer verbreiten sich durch Eierausscheidung mit dem Kot des Wirtstieres. Die Eier entwickeln sich im Freien temperaturabhängig in etwa drei Wochen zur infektionsfähigen Larve. Folglich findet auch eine Infektion über die Aufnahme dieser Larven über den Mundweg statt. Die Larven entwickeln sich zu adulten Würmern, indem sie die fadenförmigen Vorderenden ausbilden und sich in die Schleimhaut des Blind- und Dickdarmes verankern, während das breitere Hinterende im Darmlumen frei beweglich ist und periodisch Eier abscheidet. Eine parasitologische Untersuchung auf solche Darmeier ist deshalb nicht sicher als negativ (= wurmfrei) einzustufen, wenn sich keine Eier in der Kotprobe finden lassen. Möglicherweise werden nur gerade keine Eier ausgeschieden. Ein Befall mit Peitschenwürmern verursacht je nach Grad des Befalls unterschiedlich starke Symptome: So kann ein schwacher Befall völlig symptomlos bleiben, während ein massiver Befall mit Peitschenwürmern mit Blutarmut, Abmagerung, Kräfteverfall und einer Verzögerung der Welpenentwicklung einhergeht.

Eine weitere Gruppe der Nematoden sind die Hakenwürmer. Dabei handelt es sich um 1 bis 1,5 cm große dünnfädige Würmer. Die adulten Würmer produzieren Wurmeier, die über den Kot ausgeschieden werden. Insbesondere bei Zwingerhaltung können sich die Eier über mehrere Larvenstadien außerhalb des Hundes in seinem unmittelbaren Umfeld wiederum zu infektiösen Larven entwickeln und über die Haut des Tieres erneut in den Hund eindringen. Ein weiterer Infektionsweg ist die Aufnahme solcher Larven über den Mundweg durch Belecken des Bodens oder des Felles, dem diese Larven anhaften. Darüber hinaus ist auch eine Übertragung auf den Welpen über die Muttermilch möglich, wenn nach Hakenwurminfektion eine Körperwanderung der Larven stattgefunden hat. In der Trächtigkeit werden die Larven aktiviert und gelangen in die Milchdrüsen, von wo aus sie via Muttermilch die Welpen befallen.
Die ausgereiften Wurmstadien verankern sich vorwiegend in der Schleimhaut des Dünndarmes, wo sie die Schleimhaut andauen und Blut aus der Darmwand saugen. Für Welpen stellt ein Hakenwurmbefall eine erhebliche Belastung dar, da der Blutverlust groß sein kann. Welpen können sich im Gegensatz zum erwachsenen Hund nicht aktiv über eine Immunabwehr gegen die Parasiten wehren und reagieren mit struppigem Fell, Abmagerung, Dünndarmentzündung mit u. U. blutigem Durchfall, Eisenmangel, Blutarmut und unter ungünstigen Bedingungen mit Schock und Tod. Unter schlechten hygienischen Bedingungen können auch Rötungen der Haut im Bauch- und Gliedmaßenbereich auftreten als Zeichen einer Infektion der Haut durch infektiöse Larvenstadien.
Da es im Gegensatz zum Spulwurm keine Wanderung von aus dem Darm ausgewanderten Larvenstadien ins Darmlumen zurück gibt, ist eine zweimalige Entwurmung mit dem adäquaten Hakenwurmmittel in der richtigen Dosierung in der Regel als ausreichende Therapie anzusehen.

Zestoden

Der häufigste Hundebandwurm ist Dipylidium caninum. Er wird 20 bis 50 cm lang und besteht aus einer Kette von Bandwurmgliedern. Diese Bandwurmglieder beinhalten zum Wurm-ende hin große Eipakete. Diese endständigen, gurkenkernförmigen Glieder werden mit dem Kot ausgeschieden, die Eipakete freigesetzt und von Insekten wie besonders Flöhen und Haarlingen wiederum aufgenommen. Die Insekten dienen den Würmern als Zwischenwirte, d.h. aus den Eiern werden in ihnen infektiöse Larvenstadien. Bei Flohbefall entsteht durch das Saugen der Flöhe ein intensiver Juckreiz an den betroffenen Hautstellen des Hundes. Dabei beißt der Hund auf die Flöhe. Die Infektion geschieht folglich oral durch die Aufnahme der infizierten Flöhe bzw. zerbissener Teile derselben.
Ein Bandwurmbefall kann sich beim Hund durch Juckreiz am After bedingt durch auswandernde Bandwurmglieder zeigen, wodurch es zum „Schlittenfahren“ der Hunde kommt. Häufig bleibt der Befall symptomlos oder es zeigen sich unspezifische Symptome wie Verdauungsstörungen, Abmagerung und glanzloses Fell.
Durch eine regelmäßige Anwendung von Flohmitteln kann ein Bandwurmbefall vermieden werden. Im Falle einer Infektion mit dem Hundebandwurm hilft eine einmalige Gabe eines adäquaten Bandwurmmittels.

Der - für den Menschen gefährlichste - Bandwurm des Hundes ist der Kleine Fuchsbandwurm - Echinococcus multilocularis, der außer den Hund besonders den Fuchs und gelegentlich die Katze befällt. Der Wurm ist mit 1,5 bis 3 mm Länge vergleichsweise klein. Der wichtigste Endwirt dieses Wurmes ist der Rotfuchs, die wichtigsten Zwischenwirte sind Mäuse, die der Fuchs wiederum frißt. Dieses Räuber-Beute-System ist die natürliche Basis für den Lebenszyklus des Kleinen Fuchsbandwurms. Er befällt den Hund bzw. Fuchs in der Regel durch eine Vielzahl von Würmern. Die fünfgliedrigen Würmer beinhalten im größten und letzten Bandwurmglied Wurmeier sowie bereits infektiöse Bandwurmlarven. Durch die Ausscheidung dieser Larven mit dem Hunde- bzw. Fuchskot gelangen diese infektiösen Stadien ins Freie. Dort können sie direkt, nach Austrocknung des Kotes bzw. durch Ausschwemmung des Kotes nach Regen und Verbreitung mit dem Wind bzw. dem Wasser auf Pflanzen wie Pilze, Waldfrüchte, Fallobst, Gemüse sowie Trinkwasser verteilt werden. Solche Pflanzen können dann ebenso eine Ansteckungsquelle für den Menschen darstellen wie der unmittelbare Kontakt mit dem befallenen Hund, in dessen Fell Larven kleben können. Solche Larven werden bei der natürlichen Nahrungsaufnahme von Zwischenwirten wie besonders Mäusen aber auch anderen Nagern aufgenommen, wo sie aus dem Darm auswandern und auf dem Blutweg in die Leber gelangen. Dort wachsen sie zu tumorähnlichen Gebilden heran, in denen tausende von Bandwurmanlagen entstehen. Bei der Aufnahme von Mäusen durch den Endwirt Hund bzw. Fuchs werden diese Gebilde im Rahmen der Verdauung des Hundes bzw. Fuchses wiederum frei und es entwickeln sich innerhalb von ca. 6 Wochen erneut Fuchsbandwürmer. Der Räuber-Beute-Kreislauf ist auch hier geschlossen.
Die Gefahr des Kleinen Fuchsbandwurmes für den Menschen liegt darin, daß durch die Aufnahme von Eiern durch den Menschen – ähnlich wie bei den Zwischenwirten – ebenfalls ein Auswandern der Larven aus dem Darm stattfindet sowie eine Einwanderung derselben in die Leber mit anschließender tumorähnlicher Zerstörung des Lebergewebes, der sog. Echinokokkose, und damit einhergehender Beeinträchtigung der Leberfunktion. Man rechnet im allgemeinen einen Zeitraum von mindestens 10 Jahren vom Erstbefall des Menschen bis zum Auftreten erster Lebersymptome. Diese treten jedoch erst dann auf, wenn schon ein großer Teil der Leber – 50 % und mehr – zerstört ist. Die Verbreitung des Fuchsbandwurmes nimmt heutzutage tendentiell stark zu, da die Fuchspopulation in unseren Breiten aufgrund sehr erfolgreicher Tollwutbekämpfungsprogramme ebenfalls stark zugenommen hat.

Kurz: Infektionsquelle für den Menschen sind ausschließlich Fuchsbandwurmeier aus dem Kot von Hunden, Katzen und Füchsen, die Mäuse fressen, welche wiederum Träger von Larven dieses Wurmes sein müssen.

Selbst ein starker Fuchsbandwurmbefall beeinträchtigt den Hund in der Regel nicht. Nur selten kommt es zu Darmentzündungen mit Durchfall und Blutbeimengungen, so daß eine für den Menschen bedrohliche Infektion durch den Hund nicht bemerkt wird. Nur bei Massenausscheidungen der endständigen Bandwurmglieder im Hundekot kann das „bestäubte Aussehen“ des Kotes als Hinweis auf einen Fuchsbandwurmbefall gelten, was jedoch nicht mit jedem Kotabgang einhergehen muß.
Eine einmalige Gabe eines adäquaten Fuchsbandwurmmittels tötet die Würmer ab, nicht jedoch die in ihnen enthaltenen Eier, weshalb – insbesondere bei nachgewiesenem Befall – zusätzlich eine sichere Entsorgung des Hundekotes durchgeführt werden muß. Nur eine Hitzebehandlung mit mindestens 60 °C garantiert ein Absterben der Bandwurmeier.